Die Frage nach der Zukunft stellen sich Schulabgänger selbst von morgens bis abends, doch der Verwandten- und Bekanntenkreis artikuliert sie und steht mit gespannten Augen und auf die ultimative Antwort wartend direkt vor einem. Schlimm sind dann die enttäuschten Blicke als Reaktion auf das Schulterzucken oder Antworten wie: „Weiß noch nicht genau“, „Mal sehen“ oder „Vielleicht erst mal dieses und danach eventuell jenes“. Die meisten Eltern lassen sich damit jedoch nicht abspeisen, melden Bedenken an und bauen Druck auf. Dabei meinen sie es gut und wünschen sich natürlich nur das Beste für ihre Nachkommen. Nervenaufreibende Diskussionen, Streits und Funkstille sind da meist vorprogrammiert. Dass du dir einen Plan für deine Zukunft machen sollst, ist dir ja selbst klar. Doch an erster Stelle stehst du und kein anderer, denn du hast dein Leben noch vor dir und möchtest glücklich werden. Doch wie kannst du deine Ellis davon überzeugen, dass du erst mal als Au-pair nach Australien willst oder lieber Mediengestalter werden möchtest, anstatt Jura zu studieren? Im Folgenden erläutern wir dir, wie du durch angemessenes und plausibles Argumentieren deine Chancen erhöhst, ein konstruktives Gespräch mit deinen Eltern führen zu können. Außerdem erfährst du, wie du ihnen zeigst, dass du auf Augenhöhe diskutieren kannst, dir ernsthafte Gedanken gemacht hast und für deine Entscheidung einstehst.
Argumentieren statt Diskutieren
Viele deiner Altersgenossen reagieren allergisch auf die Ratschläge und Druckversuche der Eltern. Das ist völlig normal. Doch zurückzubellen, Türen zu knallen und sich anzuschreien führt leider nirgendwohin und macht alles nur noch schlimmer. Hier kommt es ganz alleine auf dich an, die Diskussion in eine positive Richtung zu lenken und in ein konstruktives Gespräch zu verwandeln. So kannst du gleichzeitig beweisen, dass du reif und erwachsen genug bist, dich solchen Konfrontationen zu stellen und Verantwortung zu übernehmen. Das Geheimnis besteht darin, zu argumentieren statt zu diskutieren. Egal wie die Situation gerade bei dir zu Hause ist: Kühle dich erst einmal mental ab und mache dir wirklich Gedanken. Hör in dich hinein. Wenn du schon einen Plan hast, umso besser. Bitte deine Eltern um Zeit für ein Gespräch und äußere, wie wichtig es dir ist, dass sie dich anhören und mit dir sprechen. Das wird etwas Zeit in Anspruch nehmen und am besten verbindet ihr dieses Gespräch mit einem Grillabend oder einem Essen. Überlege dir genau, welche Punkte für dich wichtig sind. Mache dir gegebenenfalls Notizen und denk dran, immer ruhig zu bleiben. Die folgenden Argumente können dir helfen, sie zu überzeugen statt dich zu streiten, denn Letzteres führt nirgendwohin.
Auszeit statt Ausbildung
Du möchtest ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren, einfach durch Europa reisen oder einen Sprachkurs im Ausland machen, doch deine Eltern möchten dich sofort in die nächste Ausbildung bugsieren? Nach deiner Schulzeit bist du noch ein sehr junger Mensch und es ist für viele etwas zu früh, um genau zu sagen, in welche Richtung es beruflich gehen soll. Entsprechend solltest du einleuchtende Gründe nennen, warum diese Auszeit für dich wichtig ist. Du möchtest dich vielleicht orientieren, Erfahrungen sammeln, interkulturelle Begegnungen erleben, eine Fremdsprache lernen und dich umsehen. Das ist eine wunderbare Sache, sowohl für deine persönliche Entwicklung als auch für deine berufliche Vorbereitung. Der Mehrwert ist enorm: Fremdsprachenkenntnisse, Selbstständigkeit und ausgeprägte Soft Skills sind nur einige von vielen Vorteilen, die durch eine sinnvolle Auszeit gewonnen werden können. Bedenke, dass deine Eltern in einer anderen Generation aufgewachsen sind. Sie sind häufig viel zukunftsorientierter als du und bedingt durch ihre eigenen Erfahrungen oder die Möglichkeiten, die sie nie hatten, kommen sie dir manchmal etwas altmodisch vor. Um nicht als Neo-Hippie oder Luftnummer abgestempelt zu werden, mache dir eine Liste mit deinen Gründen für ein Jahr als Au-pair, ein freiwilliges soziales Jahr, eine Reise, das Sprachcamp, ein Praktikum oder ein paar Monate Jobben. Und wenn du einmal keine Antwort weißt, dann äußere, dass du dir darüber gerade Gedanken machst, und bitte deine Eltern darum, mit dir zu brainstormen und dich zu unterstützen.
Berufswunsch vs. Arbeitsmarkt
Du hast dich für einen Beruf entschieden und deine Eltern können einfach nicht verstehen, wieso du ausgerechnet Beruf XY ausüben willst? „Das ist brotlose Kunst“, „Beruf XY ist gerade gar nicht gefragt“ oder „Das ist kein Beruf für ein Mädchen“ können wie eine bittere Pille wirken und dich zum Verzweifeln bringen. Wenn du dich allerdings wirklich berufen fühlst, in dem Beruf XY zu arbeiten, dann argumentiere. Abgesehen davon, sind Frauen im Zuge der Gleichberechtigung heutzutage in vielen Wirtschaftszweigen, wie etwa den MINT-Berufen, willkommen. Scheue dich nicht, dazu zu stehen.
Abhängigkeit vs. Unabhängigkeit
„Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst …“ Ja, ja! Echt sinnlos dagegen anzukommen, oder? Hier hilft nur ein sachliches Gespräch. Übernimm Verantwortung für deine Entscheidung und wäge ab, was für dich am besten wäre. Handele mit deinen Eltern einen Deal aus. Du könntest dich an den Kosten beteiligen, wenn du zu Hause wohnen bleiben möchtest. Wenn du ausziehen willst, dann kümmere dich rechtzeitig um Finanzierungsmöglichkeiten. Es muss nicht gleich eine eigene Wohnung sein. Du könntest in eine Wohngemeinschaft ziehen und dir somit die Kosten mit anderen teilen. Schau dich nach finanziellen Förderungen um und plane deine Finanzen. Beziehe deine Eltern mit ein und bitte sie, dich zu unterstützen. Wichtig ist hier, dass du dich wirklich damit auseinandersetzt und einen Masterplan hast, den du deinen Eltern kommunizierst. Nur Mut!
Uni vs. Berufsschule
Deine Eltern sehen dich als Krawatten tragenden Macher mit dicker Geldbörse und Firmenwagen? Du hingegen möchtest lieber behinderten und älteren Menschen helfen, dich im künstlerischen bzw. gestalterischen Bereich austoben oder als Fachinformatiker am PC in Ruhe neue Programme „hacken“? Du musst nicht Steuerberater, Anwalt oder Beamter werden, um deine Zukunft zu sichern. In der heutigen Welt ist nichts sicher, und es ist dein Leben! Das reicht allein natürlich nicht für die Argumentationsbasis aus, ist aber ein bedeutender Punkt. Flexibilität ist enorm wichtig und dein Berufswunsch bietet jeweils Perspektiven. Sammle diesbezüglich Informationen und erläutere, warum es dir darauf ankommt, lieber eine Ausbildung zu beginnen, als an der Uni zu schmoren. Eingängige Argumente sind beispielsweise diese: In der Ausbildung verdienst du bereits Geld, wobei wir wieder beim Punkt Selbstständigkeit wären. Außerdem sind die Praxiserfahrungen während der Lehre Gold wert. Wenn du später ein Studium anhängen solltest, kann dir die Berufspraxis angerechnet werden. Nach der Lehre kannst du auch mit einem Realschulabschluss an die Uni, wenn du ein paar Jahre Berufserfahrung hast. Die Perspektiven für Uni-Abgänger sind nicht immer rosig. Du hast als Ausgelernter die Möglichkeit, verschiedene Anpassungs- und Aufstiegsweiterbildungen zu absolvieren. Ein Meistertitel ist in vielen Berufszweigen sogar mehr wert als der Master eines Hochschulabsolventen.
Die andere Sorte Eltern
Wenn das Gegenteil der Fall ist und die Eltern ihren Kindern freien Lauf lassen, ist das zwar auch zu begrüßen, bringt sie aber bei der Entscheidungsfindung nicht wirklich weiter. Sie benötigen das Feedback der Eltern und eine Unterstützung durch deren Beratung. Hier solltest du selbst auf deine Eltern zugehen und diese auch einfordern. Nehmt euch Zeit und geht ein Eis essen oder spazieren. Mach dir Stichpunkte und bitte deine Eltern um konkrete Hilfestellung. Wenn du eine Stärken-und-Schwächen-Analyse machen möchtest, dann frag sie, denn sie kennen dich wie kein anderer. Erbitte ihre Meinung, nicht um anhand dieser eine Entscheidung zu fällen, sondern um dir andere Sichtweisen anzuhören. Das hilft dir, zu reflektieren und deinen Weg zu finden.